Matthias Langhoff

In der Büchner-Inszenierung Marie Woyzeck (Bochum 1981) stellte er Woyzeck nicht als Objekt des Mitleids der Zuschauer dar, sondern selbstsicher, ruhig und klar. Die kontrovers diskutierte und untersuchte Inszenierung kommentierte Langhoff in einem Essay als Ausdruck einer "Sehnsucht nach einem Theater des Asozialen", das die Konventionen des Mitleids sprengt.
Mitte der 80er Jahre beendeten Karge und Langhoff ihre Zusammenarbeit und inszenierten fortan getrennt. Langhoff arbeitete zunehmend im französischsprachigen Ausland, aber auch in Italien, Griechenland, Spanien und der Schweiz.
Von 1989 bis 1991 war Langhoff Direktor des Théâtre Vidy-Lausanne in Lausanne. Nach seiner Rückkehr nach Berlin war er in der Spielzeit 1992/93 Kodirektor und Gesellschafter des Berliner Ensembles, zusammen mit Heiner Müller. Heute lebt er in Paris und ist als freier Theater- und Opernregisseur international tätig.
In Deutschland zeigte er unter anderem 1999 die Trachinerinnen nach Sophokles in der Übertragung Ezra Pounds. Matthias Langhoff stellte in seiner Inszenierung der modernen, auf Nietzsche zurückgehenden Sehnsucht nach einer "Wiederbelebung" der antiken Mythen Pounds Verstrickung in den italienischen Faschismus gegenüber und ermöglichte so eine vielschichtige Auseinandersetzung mit der problematischen Aktualität des griechischen Theaters in der Moderne. Sein Interesse an den dyonisischen Wurzeln des antiken Theaters führte ihn auch zu einer verstärkten Beschäftigung mit dem afrikanischen Theater, so inszenierte er 2002 Prometheus nach Aischylos in Ougadoudou (Burkina Faso) im Beisein des Präsidenten als Einübung in regimekritische Gesten, unter Einbindung afrikanischer Musik und afrikanischen Tanzes.
Matthias Langhoff ist unter anderem Mitglied der Akademie der Künste Berlin und Offizier der Légion d'honneur in Frankreich.