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Die singenden Pferde von Buchenwald

Missbrauchte Musik in NS-Konzentrationslagern

Studierende der Anton Bruckner Privatuniversität Linz
Idee & Konzept: Eva Hartl

Gastspiele
11.05.2025
Spielstätte Kammerspiele
 - Dauer 1h 15min (ohne Pause) -

Termine 2024/2025

Sonntag, 11. Mai 2025 19:30 - 21:00 Uhr

Stückinfo

Musik wird im Allgemeinen eine heilende, sich positiv auf die menschliche Psyche auswirkende Kraft zugeschrieben.


Zu zeigen, dass sie unter menschenverachtenden Umständen auf unvorstellbare Weise in das Gegenteil pervertiert werden konnte, ist die Intention dieses Projekts.


Überlebende kommen zu Wort.


Zur Aufführung gelangen Werke von Erwin Schulhoff, Szymon Laks, Viktor Ullman, Hans Krasá, Pavel Haas und Gideon Klein, sowie kurze Arrangements damals beliebter Schlager – und Operettenmelodien aus der Repertoireliste des Frauenorchesters Ausschwitz-Birkenau, an dessen ursprünglicher Besetzung sich auch die Zusammenstellung des Ensembles orientiert.

 

Selten hat mich eine Veranstaltung so bewegt, so erschüttert wie „Die singenden Pferde von Buchenwald“. Sie fordert vom Publikum, die in Musik und schriftlichen Zeugnissen festgehaltenen Erfahrungen äußersten Schmerzes und Erniedrigung nachzuvollziehen, ohne zu beschönigen oder zu beschwichtigen. Indem sie die Kompositionen der Ermordeten, die Aufzeichnungen Überlebender und die in menschenverachtender Absicht instrumentalisierte Unterhaltungsmusik der Zeit beklemmend gegeneinandersetzt, bringt sie uns den Schmerz, aber auch die Würde des Menschen angesichts äußerster Leiderfahrung nahe, ohne zu glätten oder zu ästhetisieren. In einer Zeit, in der die Shoah zunehmend verharmlost wird, ist die Kompromißlosigkeit dieser Aufführung besonders wichtig.

Anna Mitgutsch, Schriftstellerin



Programm:


Fritz Löhner-Beda, Text

(24.06.1883, Wildenschwert/Böhmen – 04.12.1942, KZ Auschwitz/Monowitz)

Hermann Leopoldi, Musik

(15.08.1888, Wien – 28.06.1959, Wien)

Buchenwaldlied


Erwin Schulhoff

(08.06. 1894, Prag – 18.08. 1942, Internierungslager Wülzburg)

Invention op.36/11, Moderato brutalemente


Johannes Brahms

(07.05.1833, Hamburg – 03.04.1897, Wien)

Ungarischer Tanz Nr.5

(Arr.: Leo Feichtinger)


Alma Rosé

(03.11.1906, Wien – 05.04.1944, KZ Auschwitz-Birkenau)

Text zu „In mir klingt ein Lied“

Nach der Etüde für Klavier op.10/3 von Frédéric Chopin

(01.03.1810, Zelasowa Wola – 17.10.1849, Paris)


Szymon Laks

(01.11.1901, Warschau – 11.12.1983, Paris)

Sonate für Violoncello und Klavier, Andante un poco grave


Robert Stolz

(25.08.1880, Graz – 27.06.1975, Berlin)

Im Prater blüh´n wieder die Bäume

(Arr.: Leo Feichtinger)


Hans Krasá

(13.11.1899, Prag – 17.10.1944, KZ Auschwitz-Birkenau)

Tanec (Tanz) für Streichtrio


Georg Fürst

(23.03.1870, Feuchtwangen – 05.02.1936, Pasing)

Badonviller Marsch

(Arr.: Leo Feichtinger)


Erwin Schulhoff

(08.06.1894, Prag – 18.08.1942, Internierungslager Wülzburg)

Klavierstück Nr.1, Sehr einfach und ruhig


Pavel Haas

(21.06.1899, Brünn – 17. oder 18.10.1944, KZ Auschwitz-Birkenau)

Streichquartett op.15/3, Lento ma non troppo e poco rubato


Viktor Ullmann

(01.01.1898, Cieszyn – 18.10.1944, KZ Auschwitz-Birkenau)

Klaviersonate Nr.7/2, Alla marcia ben misurata


Erwin Schulhoff

(08.06.1894, Prag – 18.08.1942, Internierungslager Wülzburg)

Klavierstück Nr.2, Mit Brutalität

Klavierstück Nr.6, Brutal


Robert Schumann

(08.06.1810, Zwickau – 29.07.1856, Endenich/Bonn)

Träumerei

(arr. Für Violoncello und Gitarre: Leo Feichtinger)


Hans Carste

(05.09.1909, Frankenthal – 11.05.1971, Bad Wiessee)

Sie will nicht Blumen und nicht Schokolade

(Arr.: Leo Feichtinger)


Erwin Schulhoff

(08.06.1894, Prag – 18.08.1942, Internierungslager Wülzburg)

Invention op.36/3

Klavierstück op.30/10, Ruhig verklärt


Gideon Klein

(06.12.1919, Prerov – 27.01.1945, KZ Fürstengrube)

Ukolebavka – Wiegenlied


Programmänderungen vorbehalten.

Sämtliche Orchester-Arrangements werde in einer gekürzten Fassung wiedergegeben.



Ausführende:


Musiker:innen

Michal Koranek, Klavier

Tetiana Bykova, Akkordeon  

Sara Simić, 1.Violine   

Lázló Szilasi, 2.Violine                                        

Marie Artelsmaier, Viola                              

Johanna Wegscheider, Violoncello   

Sophie Leibetseder, Gesang    

Laura Tatschl, Querflöte   

Verena Merstallinger, Gitarre     

Nicolas Robert Lang, 1. Altblockflöte  

Annika Hofer, 2. Altblockflöte     


Sprecher:innen

Julia Moßburger

Lara Luna Wojtkowiak

Magnus-Remy Schmidt

Jannis Dege



Eva Hartl (Idee & Konzept)

Eva Hartl erhielt ihre Ausbildung am damaligen Brucknerkonservatorium Linz, an der Musikhochschule in Krakau und in verschiedenen Meisterkursen, unter anderem bei Tatjana Nikolajewa und Ludwik Stefański.

Neben Klavierkammermusik gilt ihr besonderes Interesse der Zusammenarbeit mit Schauspieler:innen auf dem Gebiet der Konzertmelodramen und vor allem der Konzeption von Konzerten im Zusammenhang mit geschichtlich relevanten Themen.

So gestaltete sie neben dem Projekt über den Missbrauch von Musik in der NS-Zeit weitere musikgeschichtlich konnotierte Konzerte, die das Leben und Werk von Musikerinnen und Komponistinnen zum Inhalt haben, so zum Beispiel von Fanny Hensel, Clara Schumann und Lili Boulanger.

Zudem konzipierte sie einen Abend über das außergewöhnliche Leben des Pianisten Paul Wittgenstein, der zu Beginn des Ersten Weltkrieges seinen rechten Arm einbüßte und trotz dieses Verlustes seine Karriere als „linkshändiger Pianist“ erfolgreich fortsetzte.

Von 1982 bis 2025 unterrichtete Eva Hartl am Brucknerkonservatorium Linz, der heutigen Anton Bruckner Privatuniversität, Klavier und Korrepetition.