Vorgespräche für den Neubau einer Oper in Linz. Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck regt die Gründung eines Vereins an, der die öffentliche Meinung "für ein Musiktheater" aufbereiten soll.
Das Haus
Der WErdegang im Zeitraffer
1983
1984
Oktober
Gründung des Vereins "Freunde des Linzer Musiktheaters". Erster Obmann (bis 1989): Prof. Dr. Leopold Mayer. Erklärtes Ziel: Entflechtung der drei Sparten des alten, aus allen Nähten platzenden Landes-theaters und Neubau eines eigenen Hauses für alle Arten des Musiktheaters. Moralische Unterstützung durch Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck und Intendant Prof. Alfred Stegmüller.
1985
1989
LH Dr. Ratzenböck beauftragt den neu installierten Landeskulturbeirat, sich des Themas "Musiktheater" anzunehmen. Der frisch gekürte Obmann des Musiktheater-Vereins, Intendant i. R. Prof. Stögmüller, ist Vorsitzender des Fachbeirates für Musik, Theater und Literatur.
Architekt Karl Odorizzi führt im Auftrag des Landes die erste von vielen folgenden Standortprüfungen durch. Er gibt dem alten Standort an der Promenade vor den anderen Varianten (Frauenklinik, altes UKH, Volksgarten) den Vorzug, doch die Diskussion geht weiter.
Die Architektur-Meisterklassen der Technischen Universität Stuttgart erarbeiten unter der Leitung von Univ.-Prof. Wolfgang Knoll spektakuläre Bebauungsvorschläge für den Standort "Volksgarten". Dieser Standort findet bei der Stadt Linz keine Gegenliebe.
1991
Frühjahr
Neuer Anlauf: Die Architektengruppe Team M/Podsedensek/Weissmann wird vom Landeskulturreferenten beauftragt, für den Standort "Promenade" eine Machbarkeitsstudie zu erarbeiten. Ergebnis: mit 2 bis 2,5 Milliarden ATS viel zu hohe Kosten und gravierende Probleme mit örtlichen und organisatorischen Bedingungen.
Spätherbst
Landesrat Dr. Josef Pühringer übernimmt das Kulturressort. Erbetrachtet das Musiktheater-Projekt als vorrangig zu lösende Frage.
1992
6. Juli
Einstimmiger Grundsatzbeschluss der OÖ. Landesregierung:
1) Anerkennung der Notwendigkeit des Neuen Musiktheaters aus künstlerischen, kulturpolitischen und betriebstechnischen Gründen.
2) Auftrag zu neuer Standortstudie mit den Vorgaben Donau-Nord, Donau-Süd, Goethestraße, Kärntnerstraße, Gruberstraße.
3) Für den künftigen Theaterbetrieb ist ein inhaltliches Konzept zu erstellen.
1993
Jänner
Jörg Haider ruft bei einer Neujahrskundgebung zur Negierung des Musiktheater-Projekts auf, dem er "Großmannssucht" unterstellt.
Im Zuge der "Inhaltediskussion" lädt die Landeskulturdirektion sechsFachleute von internationalem Zuschnitt zu Vorträgen undDiskussionen ins Landestheater und Brucknerhaus ein. GérardMortier, Alexander Pereira, Christiane Zentgraf, Sieghart Döhring,Alfred Wopmann und Gerd Alphons. Ein widersprüchlicher "roterFaden" zieht sich durch alle Reden. Mit den Argumenten derTradition soll die "Revolution" schmackhaft gemacht werden.Umwegrentabilitätsstudie: Der Musiktheater-Verein gibt eine Studiezur Umwegrentabilität des Landestheaters Linz an derWirtschaftsuniversität Wien in Auftrag. Ergebnis: "Aus 1 mach 3", dasheißt, jeder Schilling, den die öffentliche Hand in das Landestheatereinzahlt, kommt in dreifacher Höhe als Steuergeld zurück.
Juni
Der Landeskulturbeirat verabschiedet eine Resolution für den Bau des Musiktheaters.
September
Musiktheater-Symposion in Schlosshof an der March: Christoph vonDohnanyi antwortet auf die Einladung zur Teilnahme an derInhaltestudie: "Kleine Städte wie Linz sollen sich nicht so aufmotzen!Ich rate Ihnen, bauen Sie einen großen Malersaal und schöne Kulissen, das reicht für Linz vollkommen!"
1994
April
Die von der Landeskulturdirektion (Paul Stepanek) erarbeitete "Inhaltestudie" wird mit 300 Seiten Umfang vorgestellt. Unter den zwanzig beitragenden Experten befinden sich Namen wie Nikolaus Harnoncourt, Otto Schenk, Philharmoniker-Vorstand Resel und die Intendanten Michael Hampe und Gerhard Brunnen.
August
Angesichts des rechtfertigenden Charakters der Inhalte-Studie prägt Ioan Holender das geflügelte Wort: "Wenn sie eine Oper haben wollen, dann bauen sie eine!"
Herbst
Eine neue Expertengruppe, der u.a. Michael Hampe und loan Holender angehören, trifft sich zu mehreren Beratungen. In einer der zahlreichen Standortdiskussionen legt sich Bürgermeister Dr. Dobusch fest, dass er dem Standort "Donau Nord"(Jahrmarktgelände) keinesfalls zustimmen wird. Daraufhin verlässt loan Holender spontan die Expertengruppe auf Nimmerwiedersehen.
Oktober
Vorläufiges Ende der Standortdiskussion mit Empfehlung für "DonauSüd II" (heutiger Lentos-Standort).
Idee der Firma Suter/Suter: Musiktheater im Römerberg zwischenSchlossmuseum und Donau.
1995
März
Landesrat Dr. Pühringer folgt Dr. Ratzenböck als Landeshauptmann nach. Er legt sein politisches Gewicht nachhaltig in die Lösung der Theaterfrage.
Die Standortprüfung für das Thema "Römerberg" wird positivabgeschlossen.
1996
Juni
Die Machbarkeitsstudie für das "Theater im (später "am") Berg" wird präsentiert. Der Standort "Donau Süd II" wird nun als Bauplatz für das LENTOS-Kunstmuseum-Projekt der Stadt Linz frei.
19. August
Die Landesregierung erneuert ihren Grundsatzbeschluss von 1992 und gibt den Startschuss für einen zweistufigen, internationalen Architektenwettbewerb. In der ersten Stufe werden 141 Projektevorgelegt, aus denen 17 für die zweite Stufe nominiert werden.
1997
Juni
Die FPÖ macht das Musiktheater zum Wahlkampfthema. Höhepunkt der Kampagne: Das gesamte Kulturbudget des Landes wird als "Restgeldabfuhr" diskreditiert. Die Argumentation der ÖVP rechnet Infrastruktur-Investitionen für die nächsten fünf Jahre im Gesamtvolumen von 91,3 Mrd. ATS vor. Die damals geschätzten Baukosten des Musiktheaters machen mit 1,3 Mrd. ATS 1,4 % des zitierten Volumens aus.
1998
November
Als Sieger des zweistufigen Architektenwettbewerbes wird der Wiener Architekt Dipl. Ing. Otto Häuselmayer bekannt gegeben. Der zweite Preis geht an den Linzer Architekten Dipl. Ing. Helmut Schimek.
1999
Frühjahr
Erste FPÖ-Unterschriftensammlung gegen das Musiktheaterprojekt, vorzugsweise an neuralgischen Stellen des Straßenverkehrs. An die 80 000 allerdings nicht beglaubigte Signaturen kommen zustande. Das Landeskulturreferat startet eine Image-Kampagne pro Musiktheater.
September
Zweite Unterschriftenaktion der FPÖ, diesmal amtlich beglaubigt.Ziel: eine Volksbefragung, die laut Landesverfassung dann zwingenddurchzuführen ist, wenn sich mindestens 4 Prozent deswahlberechtigten Landesvolkes beglaubigt dafür aussprechen.
2000
Juli
Die FPÖ-Aktion zeitigt 39 232 gültige Unterschriften, um 282 mehr als notwendig. Die Volksbefragung mit der Fragestellung "Soll in Linz ein Musiktheater gebaut werden" muss laut Gesetz durchgeführt werden. Formal sei, so das Gesetz, das Ergebnis der Befragung als nicht bindend zu betrachten.
Start der Kampagnen von Befürwortern und Gegnern des "Theaters am Berg". Die Kronen Zeitung
wettert im Lokalteil gegen das Projekt und macht es - das bisher nur auf den Kulturseiten zu finden war (und 6 % der Leser erreichte) -, zu einem breiten Thema. Die OÖNachrichten neigen zur Befürwortung, lassen aber auch Gegner zu Wort kommen.
Sommer
Mit untergriffigen Slogans wie "Kleiner Mann zahlt große Oper?"können die Gegner vor allem in breiten, dem Theater fernstehendenSchichten emotional punkten. Dagegen kommt die Sachinformationder Befürworter mit einer publizistischen Schwemme (Prospekte undStudien aller Art, Videos, CD-Roms) nicht auf.
8. August
Die Baubehörde der Stadt Linz erteilt die Baugenehmigung für das"Theater am Berg".
Je näher der Volksbefragungstermin (26. November) rückt, destomehr tritt sachliche Argumentation in den Hintergrund und weichteiner publizistischen Schlammschlacht, an deren vorderster Front dieKronen Zeitung irrationale Ängste schürt.
11. November
Das Unglück im Bergbahn-Tunnel von Kaprun fordert 155 Opfer. Das tragische Ereignis ist Wasser auf die Mühlen jener, die immer schonvor der "Tunnel"-Situation des Berg-Theaters gewarnt haben.
26. November
Mehr als 50 % der Stimmberechtigten beteiligen sich an derVolksbefragung, was über Österreich hinaus Aufsehen erregt. Eswerden 291 739 Nein-Stimmen (59,7 Prozent ) gezählt, denen 196940 Ja-Stimmen (40,3 Prozent) gegenüberstehen.
Ende November
Die unerwartete hohe Beteiligung macht die formale Unverbindlichkeit des Befragungsergebnisses durch
ihr politisches Gewicht zunichte, Das "Theater am Berg" ist ad hoc politisch tot.
Ende 2000
Die OÖNachrichten versuchen mit der Frage "Wie geht es weiter mit dem Landestheater" einen publizistischen Neustart. Die international beachtete Zustimmung von 40 % für ein Kulturprojekt wird weniger als Niederlage denn als Ansporn gesehen, das Thema "Musiktheater" nicht ruhen zu lassen.
Das ldentifikationsmonument der Musiktheaterfreunde, Alfred Stögmüller, tritt zwar entnervt zurück, doch sein Nachfolger als Präsident, der junge Franz Welser-Möst, löst einen positiven Schub in der öffentlichen Meinung aus.
2001
März/Juni
Zweite Runde der »Inhalte-Diskussion«. Das Theater selbst legt unter der Ägide der Herren Pühringer, Mohr, Klügl, Königstorfer und Davies zwei umfängliche Papiere vor: »Das Theater hat Zukunft. Ziele und Rahmenbedingungen für das neue Landestheater Linz« sowie: »Theater im 3. Jahrtausend: Leitbild für das Linzer Landestheater«.
Sommer
Der Musiktheaterverein lässt sich nicht entmutigen und sammelt beglaubigte Unterschriften für eine Resolution mit dem Ziel, das Land solle die Stadt Linz mit dem Bau des Musiktheaters am Standort Donau-Nord (Urfahraner Markt) beauftragen. Stadtbaudirektor Goldner war es gelungen, gemeinsam mit dem enttäuschten Dipl. Ing. Häuselmayer das fertig geplante Berg-Projekt für diesen Standort zu adaptieren. Selbst bei Spezialisten löst der Name des neuen Projekts Kopfschütteln aus: Wen sollen die »David-Bühnen« vom Sessel reißen?
20. September
Die von 8399 Unterschriften gestützte Resolution — formal hätten bereits 3916 Unterstützer gereicht — wird vom Linzer Gemeinderat mit einem Stimmenverhältnis von 40 zu 20 abgeschmettert. Damit ist auch die Option »David-Bühnen« gescheitert.
September
Franz Welser-Möst legt unter dem Eindruck der Gemeinderatsdebatte den Vorsitz des Musiktheatervereins zurück, ihm folgt in dieser Funktion Dr. Gerhard Ritschel, der gemeinsam mit seiner Frau Gerda schon bisher das eigentliche Rückgrat des Vereins bildete.
Oktober
Initiativentrag der »Grünen« im Landtag betreffend Aufgaben und Zukunft eines Neuen Landestheaters Linz schlägt fehl.
November
Die SPÖ präsentiert ein Konzept der Kulturagentur Deutsch: Modernes Mehrsparten-Theater innerhalb eines Clusters von Vergnügungs-, Shopping- und Kulturattraktionen. Die FPÖ legt zehn Thesen für ein »Landestheater Neu« vor: im Zentrum ein Um- und höchstens Zubau des alten Theaters. Die ÖVP identifiziert sich mit den genannten aktuellen Konzepten des Theaters.
2002
Sommer
Die im Landtag vertretenen Parteien nominieren je zwei Experten, die gemeinsam Antworten auf die aktuellen Fragestellungen eines Theaterneubaus finden und dem Landtag eine Empfehlung geben sollen. Die Gruppe tagt am 6. August und 30. Oktober.
Dezember
Die Gruppen-Empfehlung steht und bestätigt die Notwendigkeit eines Neubaus für das Musiktheater: »... Es ist daher die Neukonzeption eines dritten Theaterraumes erforderlich. Dieser Raum muss insbesondere den Anforderungen der großen Oper und der Qualifikation des Bruckner Orchesters entsprechen und eine Kapazität von 800 bis 1000 Plätzen aufweisen.«
Jahresende
Die Expertenempfehlung legt sich weder auf einen Standort noch auf ein Gesamtprojekt fest: Es sollen neuerlich die schon zum Überdruss bekannten Varianten geprüft werden: Zubau zum alten Theater, Neubau eines 3-Sparten-Theaters, Neubau eines Opernhauses. Dass im Expertenpapier nie vom Musiktheater, aber sehr wohl von »großer Oper« die Rede ist, wird als Treppenwitz empfunden: Zahlt kleiner Mann also doch Große Oper?
2003
19. Mai
Die politisch treibende Kraft in der Theaterfrage, Landeskulturreferent LH Dr. Josef Pühringer, lädt zu einem »Runden Tisch« ins Landhaus ein, an dem tatsächlich alle involvierten politischen, beruflichen, zivilen und administrativen Kräfte teilnehmen. Unter dem emotionalen Erfolgserlebnis des Tags zuvor eröffneten LENTOS gelingt der Durchbruch. ÖVP, SPÖ und Grüne einigen sich auf einen gemeinsamen Antrag an den Landtag.
3. Juli
Mit den Stimmen von ÖVP, SPÖ und Grünen wird im Landtag ein Grundsatzbeschluss gefasst, der ein Bekenntnis zu Aufgaben, Zielen und Neugestaltung des Landestheaters sowie zu den inhaltlichen Empfehlungen der Expertengruppe beinhaltet. Letztere sind mit dem Neubau eines Hauses für Musiktheater gleichzusetzen.
Juli
Landeskulturdirektor Manfred Mohr, der in seiner Amtszeit von 15 Jahren unermüdlich für den Neubau des Theaters gekämpft hat, tritt, begleitet vom positiven Signal des Landtags für einen Neubeginn des Theaterprojekts, in den Ruhestand. Sein Nachfolger heißt Reinhard Mattes.
20. Juli
Über Anregung von Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer wird eine »politische Standortfindungskommission« unter Vorsitz von LH Dr. Pühringer und Bürgermeister Dr. Dobusch mit Vertretern aller Fraktionen der Oö. Landesregierung und des Linzer Stadtrates gebildet. Dieser Kommission hat eine Expertenrunde mit Vertretern der Stadt Linz, des Theaters und des Landes zuzuarbeiten, Standorte zu prüfen, Machbarkeit zu prüfen und eine Empfehlung an die Standortfindungskommission auszuarbeiten. Mitglieder dieser Expertenrunde sind Univ.-Prof. DI Peter Breitling, DI Richard Deinhammer, Mag. Siegbert Janke, Dr. Michael Klügl, Dr. Thomas Königstorfer, Dr. Reinhard Mattes, Philipp Olbeter, DI Werner Sonnleitner.
August 2003 - März 2004
Intensive Untersuchung möglicher Standorte im Raum Linz, darunter auch die neuen Standortvorschläge Hessenplatz, Blumau, Volksgarten, SV-Urfahr-Platz, Frauenklinik, Eisenbahnbrücke, parallel dazu Ausarbeitung eines standortunabhängigen Funktionsprogramms und grobe Abschätzung möglicher Kosten. Im Februar 2004 wird die Empfehlung der Experten an die Standortfindungskommission formuliert und die Empfehlung ausgesprochen, unter den geeigneten Standorten »Donaupark« (südliches Ufer der Donau), altes Theaterquartier und Urfahrmarkt eine Auswahl zu treffen.
2004
März
Die politische Standortfindungskommission, bestehend aus Landeshauptmann Dr. Pühringer, Landeshauptmann-Stellvertreter DI Haider, Bürgermeister Dr. Dobusch, Vizebürgermeister Dr. Watzl und Stadtrat Himmelbauer, lehnt die Empfehlung der Expertengruppe ab, erklärt jedoch Bereitschaft zu weiteren Untersuchungen und Verhandlungen. Die Expertengruppe wird mit einer vertiefenden Folgeuntersuchung beauftragt, wobei insbesondere die Standorte SV-Urfahr-Platz, Blumau und Hessenplatz besonders zu bewerten wären.
29. Juni
Die Expertenrunde legt den Schlussbericht der Standortfindungskommission vor und empfiehlt dabei als Standort für das Neue Musiktheater die Blumau - das südliche Ende des Volksgartens. Die Standortfindungskommission beschließt einstimmig als Standort für das Neue Musiktheater eine Variante des Expertenvorschlages, nämlich den Standort Blumau/Gelände des Unfallkrankenhauses.
1. Juli
Die Oö. Landesregierung beschließt die Umsetzung des Grundsatzbeschlusses zur Errichtung eines Musiktheaters in Linz vom 3. Juli 2003 am Standort Blumau/Unfallkrankenhaus. Die Kulturdirektion wird in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Linz mit der weiteren Vorbereitung und Arbeit am Projekt und der Ausschreibung eines internationalen Architekturwettbewerbes beauftragt.
Oktober
Für die Vorbereitungsarbeiten und die Formulierung des internationalen Wettbewerbes wird unter der Leitung des Landeskulturdirektors Dr. Mattes eine Projektgruppe mit Intendant Dr. Klügl, Kulturdirektor Mag. Janko von der Stadt Linz, DI Deinhammer, Hofrat Dr. Widera und Dr. Königstorfer eingerichtet. Die Projektgruppe hat die Geschäfte bis zur Konstituierung eines eigenen Rechtsträgers für die Theatererrichtung - somit bis zum Dezember 2006 - zu führen.
2005
Jänner
Zur Vorbereitung und als Grundlage für den internationalen Architekturwettbewerb wird ein auf den Standort Blumau bezogenes Raum- und Funktionsprogramm erarbeitet und vorgelegt.
Februar
Mit Regierungsbeschluss wird für die geplante Errichtung des Neuen Musiktheaters am Standort Blumau ein offener, zweistufiger Architekturwettbewerb europaweit ausgeschrieben. In der ersten Wettbewerbsstufe sollen vor allem die städtebauliche Idee, die Konfiguration des Theaters und die zusätzlichen Möglichkeiten der Stadtteilgestaltung, aber auch Verkehrslösungen bearbeitet, in der zweiten Stufe dann das konkrete Theaterprojekt für den Standort Blumau ausgewählt werden. Für diesen Wettbewerb wurden sechs Fachpreisrichter und fünf Sachpreisrichter nominiert.
April
Noch vor der Ausschreibung des Architektenwettbewerbes, gleichsam »außer Konkurrenz«, erarbeiten Architekturstudenten der Universität Braunschweig unter der Leitung von Univ.-Prof. Michael Szyszkowitz spektakuläre Modelle für den Standort UKH/Blumau, die der Musiktheater-Verein im Ursulinenhof unter großem Publikumsinteresse ausstellt.
Juni/Juli
Zum Ende der Einreichfrist für die erste Stufe des Architekturwettbewerbes waren 197 Arbeiten eingereicht und diese einer externen, städtebaulichen, baukünstlerischen, funktionellen und infrastrukturellen Vorprüfung unterzogen. In einer Presseaussendung vorn Juli 2005 geht Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer von einer mittlerweile 57 %-igen Zustimmung aller Oberösterreicherinnen zum Bau des geplanten Musiktheaters am Standort Blumau/UKH aus. Die Versachlichung des Themas und die getroffene Grundsatzentscheidung haben die prinzipielle Trendwende, was die Zustimmung anbelangt, in den letzten beiden Jahren herbeigeführt.
11./12. Juli
Die erste Wettbewerbsphase »Ideenwettbewerb« liegt dem Preisgericht zur Beurteilung vor. Aus 197 Einreichungen werden schlussendlich nach zweitägiger Diskussion 18 Bewerbungen zur zweiten Wettbewerbsphase geladen.
30. September
Einen wichtigen Meilenstein für die Planung des Musiktheaters an der Blumau stellt die Entlassung des Unfallkrankenhauses aus dem Denkmalschutz dar. Der Denkmalbeirat, bestehend aus Prof. DI Manfred Wehdorn, Dr. Otto Kapfinger und Univ.-Prof. DI Dr. Klaus Semsroth, hatte einstimmig die Entlassung aus dem Denkmalschutz befürwortet und damit erst der vertiefenden Ausarbeitung des internationalen Architekturwettbewerbes grünes Licht gegeben.
12. - 14. Dezember
An drei Tagen bearbeitet das Preisgericht die vorgelegten Einreichungen für den eigentlichen Architekturwettbewerb des Neuen Musiktheaters - acht Projekte davon kommen in eine engere und intensivere Diskussionsrunde und Auswahl. Zunächst kann die Auswahl auf drei interessante Projekte reduziert werden. Allerdings ist im Preisgericht eine klare Entscheidung zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Einzelne Vorschläge und Ideen (»Turmprojekt«) dringen medial an die Öffentlichkeit, so dass nach Rücksprache mit dem Landeshauptmann und dem Bürgermeister die Entscheidung vertagt wird. Das Preisgericht lädt die drei in die engste Wahl gekommenen Projektwerber nochmals ein, ihre Entwürfe vertiefend zu überarbeiten und dabei auch einzelne technische, finanzielle und Nutzungsfragen zu beantworten.
2006
5. April
Nach der nunmehr dritten »vertiefenden« Wettbewerbsphase befasste sich das Preisgericht neuerlich mit den drei Projekten »Theater am Park«, »Turm«, »Rotes Herz« und fällte mit zehn Stimmen zu einer Enthaltung die Entscheidung zugunsten des Projektes »Theater am Park« des britischen Architekten Terry Pawson. Dieses Projekt zeichnete sich durch seine städtebaulich beste Einordnung und Wirkung am Standort Blumau mit unmittelbarer Anbindung an den Volksgarten aus und wurde aufgrund der beauftragten Vorprüfung mit Kosten von rund 143 Mio. Euro eingeschätzt. Das Ergebnis des Preisgerichtes wurde vom Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer noch am gleichen Tag der Presse mit Zustimmung auch der Fraktionen der ÖVP, SPÖ und der Grünen vorgestellt.
8. Mai
Die Oö. Landesregierung stimmt dem Ergebnis des Architekturwettbewerbes zugunsten des Siegerprojektes »Theater am Park« von Architekt Terry Pawson zu und überträgt die Weiterentwicklung des Projektes bezüglich der Errichtung und Investitionen der TOG.
11. Mai
Der OÖ Landtag nimmt den Beschluss der Oö. Landesregierung zustimmend zur Kenntnis und ermächtigt die Landesregierung zugunsten der Theater- und Orchester GmbH für eine Fremdfinanzierung von maximal 21 Mio. Euro die Haftung zu übernehmen. Damit wird der konkrete Startschuss für die Umsetzung des Theaterbauprojektes und die Verwirklichung des Preisträgerprojektes von Terry Pawson gelegt.
August - November
In Aufsichtsratssitzungen der Theater- und Orchester GmbH wird einstimmig beschlossen, die weitere Projektabwicklung nicht mehr innerhalb der TOG oder in einer Projektstruktur vom Land Oberösterreich und TOG abzuwickeln, sondern dazu eine eigene Projektgesellschaft, nämlich die Musiktheater Linz GmbH, kurz MTG, zu gründen.
Sommer
Im Laufe des Sommers 2006 wurde bezüglich der zukünftigen Struktur der MTG beraten und jedenfalls die Bestellung eines Technischen Geschäftsführers, neben einem Kaufmännischen Geschäftsführer, sowie die Einrichtung eines »Beirates« vorgesehen. Am 30. August 2006 fällt der Aufsichtsratsbeschluss zur Ausschreibung eines Technischen Geschäftsführers der zukünftigen MTG.
November/Dezember
Mit Aufsichtsratsbeschluss vom 16. November 2006 wird die MTG als Errichtungs- und Projektgesellschaft der Musiktheater Linz GmbH als Tochter der TOG beschlossen, ebenso wird die Gesellschaftserrichtungserklärung sowie als Kaufmännischer Direktor Dr. Thomas Königstorfer und als Technischer Geschäftsführer DI Otto Mierl bestellt. Ein Beirat der MTG, die Mitglieder und die Beiratsordnung werden ebenso vereinbart. Am 21. Dezember 2006 wird die MTG im Firmenbuch des Landesgerichts Linz eingetragen.
2007
1. Februar
Der Oö. Landtag nimmt die Errichtung der Musiktheater-Gesellschaft zustimmend zur Kenntnis und beschließt somit eine neue Finanzierungsvereinbarung mit der Musiktheater-Gesellschaft betreffend die vorläufig geschätzten Projektierungs- und Finanzierungskosten. Mit dieser Finanzierungsvereinbarung bzw. ihrer Unterfertigung vom 20. März 2007 übernimmt die MTG die weitere Abwicklung des Bauprojektes und seiner Finanzierung.
5. Februar
In einer ersten Sitzung konstituiert sich der Beirat der MTG unter dem Vorsitz von Kulturdirektor Dr. Reinhard Mattes, weitere Mitglieder DI Gunter Amesberger, DI Richard Deinhammer, DI Erich Schäfer (später Landesbaudirektor DI Konrad Tinkler). Für das kommende Frühjahr wird eine intensive, auch externe Prüfung des vorliegenden Vorentwurfes beraten.
2. Juli
Freigabe des Vorentwurfes durch den Gestaltungsbeirat der Stadt Linz, dabei wird die architektonische Qualität und Funktionalität besonders betont.
12. Oktober
Der Vorentwurf des Projektes Musiktheater von Terry Pawson wird durch den Beirat freigegeben und die Einreichplanung somit beauftragt.
2008
4. April
Durch Auftragnehmer Terry Pawson wird die Einreichplanung vorgelegt.
Frühjahr/Sommer
Intensive Diskussionen über die Auftragserfüllung durch den Generalplaner TPA — es wird nach Möglichkeiten einer Vertragsänderung bzw. Auftragsübertragung unter Wahrung der künstlerischen Oberhoheit bzw. Beibehaltung des künstlerischen Entwurfes von Terry Pawson gesucht.
11. September
Der Beirat stimmt einer Vertragsauflösung mit dem Generalplaner TPA zu — das Auftragsverhältnis wird mit Ende der Einreichphase beendet (Erteilung der Baubewilligung).
Dezember
Nach Ausschreibung der Generalplanerleistung durch einen Ausführungsarchitekten finden am 10. und 12. Dezember 2008 Hearings mit anbietenden Architektenteams statt. Die Empfehlung des Beirates lautet, den Bestbieter "Architekturbüro Consult-ZT-GmbH" aus Graz mit der weiteren Ausführung des Projektes unter weitestgehender Wahrung der Entwurfsideen von Terry Pawson zu beauftragen. In weiterer Folge übernimmt die Fa. Spirk und Partner ZT-GmbH die Projektsteuerung.
2009
26. Februar
Bauplatzbewilligungen, Baubewilligung und Betriebsanlagengenehmigung für die Tiefgarage liegen rechtskräftig vor.
15. April
Feierlicher Spatenstich für das Neue Musiktheater.
Der Baugrubenaushub wird bereits im August des Jahres abgeschlossen. Rund 65.000 m² Erde werden bewegt.
2010
26. November
Rund eineinhalb Jahre nach dem Spatenstich kann die Gleichenfeier abgehalten werden. Der Rohbau mit seinen zwei Untergeschoßen, fünf Obergeschoßen und dem Bühnenturm wurde innerhalb des geplanten Zeitraums fertiggestellt.
2011
17. Jänner
Montagebeginn Bühnentechnik. Mit dem Beginn des Podienbaus im Orchestergraben starten die Montagearbeiten der Bühnentechnik. Der Innenausbau schreitet ebenfalls planmäßig fort.
21. März
Beginn der Montagearbeiten für den Eisernen Vorhang. Dieser hat zwischen Bühnenraum und Auditorium vor allem die Funktion, vor Bränden zu schützen.
Juni
Start der Baustellenführungen — bis zur Eröffnung werden insgesamt 25.000 interessierte Besucher durch das neue Haus am Volksgarten geführt.
19. September
Der Lüster im Großen Saal wird montiert. Das ringförmige Leuchtoval ist eine Sonderanfertigung — 24.000 LEDs werden das Auditorium erhellen. Mittels Steuerung wird die Darstellung von 350 Farbmischungen möglich sein.
2012
Februar
Die Arbeiten für die Brüstungen in goldoptischer Echtmetallbeschichtung im Auditorium sind in vollem Gang. Das Hochparterre, der erste und zweite Zuschauerrang sowie der Technikrang werden mit Platten in Goldoptik umrahmt.
16. April
Der Hubmechanismus der Spielpodien sowie die integrierte Spieldrehbühne wird bereits betrieben. Die Spielpodien lassen sich für szenische Zwecke etwa vier Meter in die Tiefe absenken sowie in gleichem Maße ausfahren.
Juli/August
Die Arbeiten am Vorplatz schreiten voran. Der Vorplatz wird mit Naturstein aus Untersberger Marmor verlegt. Um den barrierefreien Zugang zum Musiktheater zu gewährleisten, werden volksgartenseitig eine Rampe und auf der Nordseite ein Personenlift errichtet. Die Abwärme des Hauses und die Solaranlage sind dafür verantwortlich, dass der Vorplatz in den Wintermonaten eisfrei gehalten werden kann.
Anfang November
Die Mitarbeiter der Kostümabteilung und der Werkstätten nehmen ihre Arbeit im neuen Haus auf. In Summe bietet das neue Musiktheater mehr als 200 Menschen hinter den Kulissen (nicht-künstlerische) Arbeit.
17. Dezember
Probenbeginn
12. April 2013
Eröffnungspremiere und Uraufführung Spuren der Verirrten, Oper von Philip Glass nach dem Stück von Peter Handke.